Die Sprache von Deutschen in Ermland und Masuren war gemischt und nicht selten auch durch Zugewanderte beeinflusst. Eine eigene Sprache existierte also in diesem Sinne hier nicht. Sie haben sich von anderen Einwohner Deutschlands vor allem mit stark und rollend gesprochenem „r“ unterscheidet. Auch die Verkleinerungsformen waren bei ihnen sehr beliebt. Früher hörte man hier oft Worte wie: Muttchen, Suppchen, oder Liebchen. Daneben existierten damals mehrere Mundartgruppen wie:
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Mehlsacker Mundart, Tolkemiter Mundart, Braunsberger Mundart, Fauenberger Mundart,
- eine Reihe von Dialekten deren Namen von den Bezeichnungen der pruzzischen Stämme kamen: bartisch, natangisch, samländisch
- sowie Sprachen die sich auf die Abstammung der Einwanderer bezogen: breslauisch (um Orneta/Wormditt und Lidzbark Warmińaki (Heilsberg) gesprochene, einst von schlesischen Siedlern mitgebrachte Sprache und auch ein Mundart niederschlesischer Herkunft – käslauisch (im Ermland um Braniewo/Braunsberg, Pieniężno/Mehlsack und Reszel/Rössel gesprochene Mundart
Als Beispiel können Sie unten probieren ob sie im käslauisch geschriebenes Gedicht verstehen:
Wo krög de Jung de Wörd to höre?
De Lehrer Knop, en strenger Mann,
Röp sick den Bur Lundschien mal ran:
„Was macht ihr Jung zu Hause blos?
Sechs Jahre alt ist er, und wie groß!
Den müssen sie zur Schule bringen,
Sonst wird sie Schulstraf dazu zwingen.“
„Herr Lehrer schönet,“ segt Lundschien,
„Eck heb noch nich geschlacht min Schwien,
Un uck de Höhner legge schlecht,
Drom ging dat Bringe nich so recht,
Denn’t es bi mi son ole Leier:
Nen Jung bring eck tur School met Eier!“
„Sie wissen“, säd de Lehrer dann,
„Auf ein’ge Wochen kommt’s nicht an,
Wenn sie sich ernstlich nur bemüh’n,
Ihr’n Sohn moralisch zu erzieh’n!“
„Herrje, se sulle blos man sehne,
Wie streng eck minen Jung do tehne!“
„Ei“, säd de Lehrer“, ist das wahr?
Denn einmal hörte ich sogar
Am Tag ihn schrei’n auf off’ner Straß“:
‚Hund, Kröte, Teufel, altes Aas‘.
Das kann man nicht Erziehung nennen.
Nein, Mores thut ihr Sohn nicht kennen!“
Da schleit de Bur sick vör den Kopp:
„Wie kömmt de led’re Krät darop?
Dat Raweaas, de doller Hund!
Na wacht, eck schlag em osterbunt!
Woon Düwel deit em dat blos lehre?
Wo kregt de Jung de Wörd to höre?“
Aus: „Humoristische plattdeutsche Charakterzüge aus Lithauen“
von Gustav Sieg