In ganz Polen wird der Protest der Landwirte aus den Gebieten nahe der deutschen Grenze gegen den oft mit dubiosen Methoden betriebenen Handel mit Agrarland und massiven Ausverkauf von Ackerboden an Ausländer immer lauter.
In keinem anderen Land im ehemaligen Ostblock haben die Bauern- trotz der kommunistischen Enteignungsmaßnahmen- das Privateigentum von Ackerboden in so hohem Maße beibehalten.Auf den Gebieten , die vor dem II. Weltkrieg zu Deutschland gehörten, fiel es den Kommunisten jedoch viel leichter , die beschlagnahmten Agrarflächen in polnische
„ Kolchosen“- die staatlichen Landwirtschaftsbetriebe, genannt auch PGR , umzuwandeln. Seitdem sie Anfang der 90-er Jahre liquidiert wurden, bekam die Agentur für Landwirtschaftliche Liegenschaften die Aufgabe , Millionen Hektar staatlichen Agrarlandes zu verkaufen.
Wir wollen, dass der Minister für Landwirtschaft endlich was dagegen unternimmt, dass Agrarflächen kontinuierlich an Ausländer verkauft werden– sagt Edward Kosmal, Vorsitzender des Intergewerkschaftlichen Protestkomitees der Bauern aus Stettin. Am Donnerstag hat im polnischen Senat der Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung darüber getagt.
Der Minister für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung Stanisław Kalemba, der an der Tagung auch teil nahm, sagte: Alle mir übermittelten Informationen in Bezug auf die Unregelmäßigkeiten beim Verkauf des polnischen Agrarlandes habe ich an das Zentrale Antikorruptionsbüro (CBA) weiter geleitet.
PER LA – eine Gesellschaft , die mittlerweile zu den größten Bodenbesitzern in Gemeinde Kozielice (Woiwodschaft Westpommern )gehört, erwirbt bei den von der Agentur für Landwirtschaftliche Liegenschaften organisierten Auktionen immer wieder neue Grundstücke . Die Hälfte der Anteile der Gesellschaft PER LA bleibt aber in ausländischen Händen . Die Landwirte sind der Meinung, dass die Tätigkeit dieses Unternehmens in Westpommern ein typisches Beispiel für den unkontrollierten Ausverkauf polnischen Ackerbodens in Form der sog. „Strohmanngeschäfte“ darstellt. Nach Schätzungen von Landwirten gingen durch die dubiosen „Strohmanngeschäfte „ bereits 80% der Agrarflächen von der Agentur für Landwirtschaftliche Liegenschaften in die Hände der Ausländer über.
Der Europarlamentarier ( Partei Recht Und Gerechtigkeit- PiS) Janusz Wojciechowski erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass in Frankreich Agrarland ausschließlich an gebürtige Franzosen und Landwirte mit nachgewiesener langjähriger Berufserfahrung verkauft wird. In Frankreich darf jeder Ackerboden kaufen, wobei er eine Voraussetzung unbedingt zu erfüllen hat: der Käufer muss Landwirt sein. Genauso ist es in Dänemark , so soll es auch in Polen werden. Wir arbeiten an einem neuen Gesetz, in dem entsprechende detaillierte Regelungen den willkürlichen Handel mit Ackerboden in Polen verhindern werden. Um sich mit diesem wichtigen Problem auseinanderzusetzen, ist der politische Wille seitens der Regierung unerlässlich.- sagt der Abgeordnete im Interview mit der „ Polnischen Tageszeitung.“